18.05.20 - Kilchberg
Feuerwehr erhält kleineres Depot – aus Baumschutzgründen
Erstellt:
18.05.2020 - 06:15 Uhr
Publiziert durch:
Zürichseezeitung, www.zsz.ch
Sibylle Saxer
Sie ist massiv ausgebremst worden, die Instandsetzung und Erweiterung des Feuerwehrdepots und Werkhofs an der Alten Landstrasse 166 in Kilchberg. Im Februar 2019 hatten die Kilchberger dafür einen Kredit von 11,6 Millionen Franken gesprochen. Doch ein Rekurs von drei Kilchbergerinnen hat die Planung verzögert. Die Baumfreundinnen befürchten nämlich, dass die teils inventarisierten Bäume im benachbarten Schellergut-Park durch das Bauvorhaben Schaden nehmen. Erfolg hatten sie damit weder vor dem Bezirksrat noch vor dem Verwaltungsgericht.
Nun, da das Urteil des Verwaltungsgerichts rechtskräftig ist, zeigt sich: Die Planung ist im Hintergrund trotz allem vorangetrieben worden. Der Baumschutz wird dabei offenbar grossgeschrieben. Dies geht aus einer Mitteilung des Gemeinderats hervor.
Kleineres Volumen
Christian Benz (GLP) zeichnet als Gemeinderat für das Ressort Hochbau verantwortlich. Er bestätigt, der Gemeinderat habe nicht nur wie gefordert ein Baumgutachten erstellen lassen, sondern auch konkrete bauliche Anpassungen geprüft, um das Wurzelwerk der Bäume möglichst zu schützen. Konkret heisst dies: Das unterirdische Gebäudevolumen wird zugunsten des Baumbestands reduziert.
«Beispielsweise wird die Mauer der Garage, die gegen den Schellergut-Park hin gelegen ist, etwas zurückversetzt im Vergleich zur ursprünglichen Projektidee», erklärt Benz. Dadurch werden die Wurzeln des imposanten Mammutbaums und der Eibengruppe weniger tangiert. Für die Feuerwehr bedeute dies, dass zwar noch immer all ihre Fahrzeuge Platz haben, sie diese aber nach einer noch strikteren Parkordnung parkieren müssen. «Auf die Ausrückzeit wirkt sich dies aber nicht aus», versichert der Hochbauvorsteher.
Zwei Jahre Bauzeit
Das Baumschutzgutachten, das der Gemeinderat aufgrund des Rekurses von einem Landschaftsarchitekten hat erstellen lassen, habe in der Phase Bauprojekt eine wichtige Rolle eingenommen. «Viele Vorschläge daraus sind bereits in die Planung eingeflossen», sagt Christian Benz. Nebst den genannten baulichen Massnahmen ist beispielsweise vorgesehen, die Eiben zurückzuschneiden, um ihr übermächtiges Volumen «aufs richtige Mass» zu reduzieren. Es sollen aber auch drei neue Bäume gepflanzt werden. Darunter bei der Zufahrt ein Schnurbaum, der bekannt dafür ist, wärmeliebend und gleichzeitig frosthart zu sein.
Der Hochbauvorstand rechnet damit, dass die Baueingabe noch im Mai erfolgt, ab dann werden die detaillierten Unterlagen auf dem Hochbauamt öffentlich einsehbar sein. Im besten Fall wäre der Baustart im Oktober möglich – bis dann müssen die Mieter der Wohnungen an der Alten Landstrasse 166 eine Lösung gefunden haben. Sie sind laut Benz informiert. Die Bauarbeiten sollen in vier bis fünf Etappen vorgenommen werden, damit die Feuerwehr und der Werkhof weiterhin ihre Arbeit verrichten können. Die gesamte Bauzeit werde knapp zwei Jahre dauern, sodass im Sommer 2022 die Übergabe erfolgen könnte.
Zu den Mehrkosten, die durch die Verzögerung von mehreren Monaten und die zusätzlichen Massnahmen entstehen, kann Benz sich noch nicht äussern. Er rechnet damit, dass er diesbezüglich in den nächsten Monaten erste Antworten erhält, da nun die ersten Ausschreibungen anstehen.
Den Park aufwerten
Trotzdem ist der Hochbauvorstand zufrieden: «Wir haben die Zeit genutzt, um auf die Anliegen rund um den Baumbestand im Schellergut-Park einzugehen.» Und offenbar ist der Gemeinderat zum Schluss gekommen, es gelte nicht nur, die bestehenden Bäume zu schützen, sondern den ganzen Schellergut-Park aufzuwerten. Denn er hat bei einem Landschaftsarchitekten ein Parkpflegewerk erstellen lassen, unter gartendenkmalpflegerischen Gesichtspunkten. «Heute präsentiert er sich ja ein bisschen verwildert, was die Kinder zwar lieben», sagt Christian Benz. «Doch ursprünglich war er viel lichter.» Geplant ist beispielsweise, den nördlichen Rundweg samt Aussichtspunkt wieder freizulegen, die Sicht auf den See durch eine niedrigere Bepflanzung entlang der Alten Landstrasse generell zu verbessern und die versiegelte Fläche rund um das Schellergut zu verkleinern.
Verhalten positiv reagiert Margrit Schaaf Scholl auf diese Neuigkeiten. Sie ist die federführende Rekurrentin und Mitgründerin der Interessengemeinschaft (IG) Schellergut-Park. Sie sagt: « Ich freue mich, dass wir jetzt endlich über die Inhalte der Planung und den Schutz des Parks reden können. Die Interessengemeinschaft Schellergut-Park wurde zu diesem Zweck gegründet.» Sie und ihre Mitstreiterinnen seien vom Gemeinderat per Brief eingeladen worden, Ende Mai Einsicht in die Planungsunterlagen und insbesondere in das Baumgutachten zu nehmen. «Dies werden wir umfassend und gründlich unter Beizug von Fachleuten tun.» Besonders kritisch studieren werde die IG den geplanten Rückschnitt der Eiben. «Dieser wäre keine Pflege, sondern die Zerstörung eines Naturdenkmals», wie die IG in einer ersten Stellungnahme schreibt.